Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2013/01 Frau im Fokus

Spieglein, Spieglein an der Wand - wer bin denn ich in diesem Land? Jede Frau wird konfrontiert mit dem Prozess der Identitätsfindung, der durch den Einfluss von Fitnessangeboten und Diätplänen, Misswahlen und Talentshows besonders stör-anfällig ist. Dabei haben die Gefühle und die Gedanken zum Frau-Sein und zum eigenen Körper weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden.

Frau im Focus

Die hageren, gestylten Supermodels auf den Titelblättern erwecken den Eindruck, so soll Frau sein, will sie Erfolg haben. Und selbst wenn Frauen mit Selbstbewusstsein im Leben stehen, können sie sich diesem Einfluss oft nicht entziehen. Frau soll gefallen, das ist ein uraltes Programm. Erst die Emanzipation sorgte für mehr Gerechtigkeit: Frauen mit gut bezahlten Jobs, in der Politik und in Führungspositionen sind keine Seltenheit mehr, Frauen, die wählen und studieren die Regel. Wie bewegen im Spannungsfeld von schön sein und gut sein, Erfolg haben und Leistung bringen. Kinder gebären und mit dem Partner in Beziehung zu bleiben ist eine Herausforderung per se. Dabei sind Frauen selbst die schärfsten Kritiker ihres Tuns und beäugen ihre vermeintlichen Konkurrentinnen misstrauisch. So wohl sie sich in Frauenkreisen auch fühlen und den Austausch brauchen und schätzen, so sehr können sie wie Hyänen über andere Mitstreiterinnen herfallen.

In der Kindheit beginnt es
Dass ein Mädchen gleich ist wie die Mama und eine besondere Wirkung auf den Papa hat, das merkt es recht bald. Das «Sieh-mich-Papa» des kleinen Mädchens zielt tief drin in der Seele darauf ab, als weibliches Wesen erkannt zu werden. In der Pubertät, wenn der Körper seine Form verändert, die Brüste zu wachsen beginnen und die Schamhaare spriessen, ist die Unterstützung der Mutter gefragt. Sie ist selber Frau und je mehr sie darin verankert ist und ihr Frau-Sein mit allen Facetten auch geniessen kann, umso natürlicher findet ein junges Mädchen den Zugang zu der ihr innewohnenden Weiblichkeit, die Stück um Stück entdeckt werden will. Das braucht Anleitung und Unterstützung. Peergroups sind wichtige Orte, um sich auszutauschen, Orientierung bietet jedoch vor allem jemand, der Lebenserfahrung hat und ausstrahlt, was Frau-Sein bedeuten kann.

Trotz Biologieunterricht in den Schulen, breit gestreuten Informationen zu Körperthemen, Verhütungsmitteln im freien Verkauf und reichlich Bildmaterial in Magazinen und im Internet werden junge Mädchen noch ungewollt schwanger. Dabei kann der Slogan «Mein Körper gehört mir!» gar nicht oft genug in Mädchenohren klingeln. Noch immer gibt es mehr Gynäkologen als Gynäkologinnen und über das, was «da unten rum» so los ist, fällt es nicht leicht, offen zu sprechen. Welche Frau weiss schon wirklich, wie ihre Genitalien aussehen und welche Kraft ihnen innewohnt? Da die Ausdrücke für die Genitalien von Schamhügel über Schambehaarung bis hin zu den Schamlippen vor allem «Scham» implizieren, ist es Gehirnakrobatik, stolz auf «das da unten» zu sein. Dabei sind die weiblichen sichtbaren und unsichtbaren Geschlechtsorgane voller Kraft und Magie. Die Autorin Grit Scholz hat mit ihrem Buch «Das Tor ins Leben» eine Lanze gebrochen für die verborgenen Seiten der Weiblichkeit und zeigt mit ihren Fotografien, dass die äusserlich sichtbaren Geschlechtsorgane der Frau nichts Hässliches oder gar Ekliges sind, die mit viel Seife täglich geschrubbt werden müssen. Sie ermutigt Frauen, diesen tabubehafteten Teil ihres Körpers voll Stolz und Bewusstsein in ihr Frau-Sein zu integrieren, denn das - oft unbewusste - Abgespalten-Sein bedeutet auch, einen Teil des weiblichen Potentials nicht zu nutzen.

Natürlich unterwegs
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Der Geist kann aber nur so gesund sein, wie seine Besitzerin auf den Einklang von Körper, Seele und Geist achtet. Der Körper des Menschen gleicht einem Tempel, der gepflegt werden will. Dabei geht es nicht nur um die tägliche Hygiene, sondern auch um den achtsamen und liebevollen Umgang mit ihm. Das beginnt bei den Gedanken. Eine Ladenbesitzerin von Ökomode erzählt, dass es kaum eine Frau gibt, die bei der Kleideranprobe nicht hart mit ihrer Körperform und -fülle ins Gericht geht. Es scheint fast, dass Vielfalt unerwünscht ist, die «Gesellschaft» fördert die Einheitsfigur. Grosser Busen oder kleiner Busen, breite Hüften, rasierte Schamhaare oder kindlich glatte Vulva, künstliche Fingernägel und rasierte Achselhaare, keine Körperzone wird verschont von einer Idealvorstellung, die doch nicht erreichbar ist. Kein Wunder, dass chirurgische Praxen voll sind von Frauen aller Altersstufen und Diäten noch immer boomen, auch wenn sie letztlich selten erfolgreich sind. Der Körper ist schliesslich schlau genug und merkt sich nach einer ersten Diät, dass er, sobald sie vorbei ist, nun ordentlich Reserven aufbauen muss, falls es wieder einmal zu einem Engpass kommt. Das Körpergewicht korreliert aber vor allem mit der Verfassung des Menschen und mit seiner seelischen Befindlichkeit. Frauen mit viel Kummer oder Frauen mit Missbrauchserfahrungen zum Beispiel setzen gerne eine Schutzschicht an, damit sie den Schmerz weniger spüren müssen oder sich leichter vor Übergriffen schützen können.

Frau im Focus

Wie innen, so aussen
Ein erster wesentlicher Schritt, gesund und damit in Einklang mit seiner Seele und seinem Geist zu sein, ist das bedingungslose Annehmen seiner selbst. Robert Betz, Buchautor und Psychotherapeut, ermutigt in seinen Vorträgen, seinem Körper täglich zu danken. Klar kann es schwer sein, sein Bäuchlein täglich zu streicheln und ihm Liebe entgegen zu bringen. Beim täglichen Blick in den Spiegel fallen eher die ungeliebten Falten oder die Pickel auf, als dass jemand sich ins Gesicht lächelt und laut sagt: «Schön, dass es mich gibt!» Doch dem Wort danke kommt eine Schlüsselposition zu für Veränderungen jeder Art.

Du bist, was du denkst
Das Leben fungiert, so Betz, wie ein grosses Kopierwerk und sorgt dafür, dass die Gedanken in der Lebenswirklichkeit manifestiert werden. So denken wir uns gesund oder auch krank. Frauen sind von Natur aus intuitive Wesen mit einem guten Bauchgefühl, einer Art zweitem Gehirn. Nur wird diesem wenig Bedeutung zugesprochen, so dass eine Frau leicht verlernt, auf dieses Bauchgefühl zu hören. Unser physischer Körper ist aufs engste verbunden mit dem nicht sichtbaren Emotionalkörper, der alle Emotionen beherbergt, die durch die Kraft der Gedanken erschaffen wurden. Gesund sein und gesund bleiben bedeutet daher auch, seine Gefühle nicht wegzudrücken oder sich abzulenken, sondern sie bejahend zu fühlen, mit Liebe und Akzeptanz. Wem es nicht gelingt, in Frieden zu sein, der hat eine Wunde in seinem Energiesystem, die ins Leben ausstrahlt. Wo ein Ja zu sich, zu seinen Lebensumständen, zu seinem Aussehen, zu seiner Familiensituation nicht gelingt, besteht die Gefahr, sich auszulaugen. Die Billiarden Zellen des Körpers reagieren täglich auf die Gedanken und Gefühle, denn sie sind über das Immunsystem, das endokrine System und das zentrale Nervensystem mit dem Körper verbunden. Die Gynäkologin Christiane Northrup, Autorin von «Frauenkörper, Frauenweisheit», bezeichnet unausgesprochene Gefühle als kleine Zeitbomben - als Krankheiten im Inkubationsstadium.

Ladies first
Leider haben Frauen den Hang dazu, ihre gesellschaftliche Rolle perfekt zu erfüllen und erst ganz am Schluss an sich selber und ihre Bedürfnisse zu denken. Daher dauert es oft viel zu lange, bis auf die Warnblinkanlage im Kopf oder im Körper reagiert wird. Entspannungstechniken, Yogakurse, Wohlfühltage oder Waldspaziergänge werden erst Thema, wenn die Energieanzeiger in den roten Bereich rutschen - und selbst dann noch fürchten Frauen, sich das Kranksein nicht leisten zu können, aus Angst, den Job, das Ansehen oder an Einfluss zu verlieren. Der Mensch ist mit 37 Grad Körpertemperatur ein warmes Wesen und dieses Element Feuer will auch gelebt werden. Nicht von ungefähr sind die entzündlichen Krankheiten so im Vormarsch, zeigen sie doch auf, dass im Leben vieler Menschen das Feuer fehlt und der Körper es über die Krankheit ausagiert. Mussestunden, in denen eine Frau nachdenkt, wofür sie eigentlich brennt, was ihr Herz zum Singen bringt und wofür sie Feuer und Flamme ist, sind eine wichtige Form der Gesundheitsvorsorge. Sie dürfen daher regelmässig auf dem Programm stehen.

Michaela Kyllönen