Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2015/03 Muttermilch bereitet Babys auf feste Nahrung vor

Der Darm von ausschliesslich gestillten Babys ist besser für den Übergang zu fester Kost gewappnet. Auch scheint ihre Darmflora dafür zu sorgen, dass sie in ihrer frühen Kindheit seltener Bauchschmerzen haben.

 Immer mehr Studien belegen, wie wichtig die Darmflora (Mikrobiom) für die Gesundheit ist und welche Probleme eine Fehlbesiedelung des Darms mit sich bringen kann. Dies gilt auch und besonders für den kindlichen Darm selbst. Die Entwicklung der Darmflora des Neugeborenen hängt unter anderem davon ab, wie das Kind geboren wurde (vaginal oder mit Kaiserschnitt), welche Hygienemassnahmen durchgeführt wurden und werden und wie es ernährt wird. Insbesondere die Art der Ernährung wirkt sich massgeblich auf die Struktur und Funktion der sich entwickelnden Darmflora aus und hat damit anscheinend auch eine langfristige Auswirkung auf den Stoffwechsel und die Immunfunktion.

Muttermilch liefert dem Kind eine Vielzahl verschiedener Mikroorganismen und Oligosaccharide, die sicherstellen, dass der Darm von den Mikroben besiedelt wird, die sich positiv auf den Stoffwechsel und die Entwicklung des Immunsystems auswirken. Es gibt Belege dafür, dass die Ernährung mit Muttermilch oder künstlicher Säuglingsnahrung zu einer unterschiedlichen Entwicklung der Darmflora des Babys führt. In diesen Abweichungen im Mikrobiom scheint die Ursache für die erhöhten Risiken für Infektionskrankheiten, Allergien, Magen-Darm-Problemen wie dem Reizdarmsyndrom und Übergewicht im späteren Leben bei nicht gestillten Kindern zu liegen.

 Eine Gruppe von Wissenschaftlern in den USA hat den Einfluss der Ernährung nach der Geburt auf Struktur und Funktion des kindlichen Mikrobioms im Darm untersucht – und zwar bei ausschliesslich gestillten Kindern vor und nach der Einführung von Beikost sowie bei nicht ausschliesslich gestillten Kindern vor und nach der Einführung von Beikost. Zusätzlich untersuchten sie, ob sich die Tatsache, dass Kinder sich in Tagespflege befanden, auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirkte.

Die Mikrobiome der ausschliesslich gestillten Babys zeigten eine geringere Vielfalt. Es handelte sich vorherrschend um Bifidus-Bakterien, die als vorteilhaft für die Verdauung angesehen werden. Nicht ausschliesslich gestillte Babys wiesen eine grössere Vielfalt an Bakterien und niedrigere Anteile an Bifidus-Bakterien auf. Auch der Besuch von Kindertagesstätten erhöhte die Vielfalt der Bakterien in der Darmflora, jedoch in wesentlich geringerem Mass als die Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung.

Der Darm von ausschliesslich gestillten Babys scheint besser auf die Verdauung von Beikost eingestellt zu sein. Die Umstellung von reiner Milchernährung zu (zusätzlicher) fester Kost, ist daher für das Kind nicht so dramatisch wie für nicht oder nicht ausschliesslich gestillte Babys, die aufgrund der Zusammensetzung ihrer Darmflora ein höheres Risiko für Bauchschmerzen zu haben scheinen.

Die bei dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse veranlassen die Erstautorin der Studie, Amanda Thompson, zu der Aussage, dass ihre Untersuchungen die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Organisationen, in den ersten sechs Monaten ausschliesslich zu stillen, weiter untermauert.

Denise Both

Quelle:
Thompson AL et al (2015) Milk- and solid-feeding practices and daycare attendance are associated with differences in bacterial diversity, predominant communities, and metabolic and immune function of the infant gut microbiome. Front. Cell. Infect. Microbiol. 5:3. doi: 10.3389/fcimb.2015.00003