Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/httpd/vhosts/lalecheleague.ch/elternzeitschrift.org/libraries/cms/application/cms.php on line 464 2009/02 Länger gestillte Kinder haben als Erwachsene seltener Alkoholprobleme

Obwohl in dieser Studie als eine „längere Stillzeit“ bereits ein Zeitraum von mehr als einem Monat definiert wurde, ist das Ergebnis eindrucksvoll. Das Stillen hat einen schützenden Effekt gegen Alkoholsucht.

Die Diskussion ist alt und kommt immer wieder auf: Führt Stillen, insbesondere das Stillen nach Bedarf, zu einer erhöhten Suchtgefahr?

Kritiker des von Stillexperten seit langem empfohlenen Stillens nach Bedarf führen das Argument ins Feld, dass das Stillen – und damit die orale Befriedigung, die das Kind sofort und entsprechend seinem Bedarf erhält – zu einer unguten Prägung führt und somit dem Entstehen von Suchtprob-lemen Vorschub leistet.

Stillen ist langfristige Suchtprävention
Wissenschaftler wie Prof. Gabriele Haug-Schnabel von der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen haben bereits 1993 in Veröffentlichungen (1) darauf hingewiesen, dass jedoch gerade das direkte und unmittelbare Eingehen auf die Signale des Kindes und damit das prompte Eingehen auf seine Bedürfnisse, sich positiv auf die Entwicklung und Psyche des
Kindes auswirken. In späteren Veröffentlichungen (2) wurde nochmals bestärkt, dass das Stillen langfristig als Suchprävention betrachtet werden kann.

Die erneute Auswertung von Daten aus der „Copenhagen Perinatal Cohort-Studie“ durch dänische Forscher (3) bestätigt nun, dass Stillen einen schützenden Effekt gegen Alkoholsucht hat. Die Untersuchungsdaten belegen, dass frühes Abstillen das Risiko als Erwachsener alkoholkrank zu werden deutlich erhöht.

In der als Langzeituntersuchung angelegten „Copenhagen Perinatal Cohort-Studie“ wurden insgesamt 6562 Frauen und Männer, die zwischen Oktober 1959 und Dezember 1961 in Kopenhagen geboren wurden, aufgenommen. Die ProbandInnen wurden ab Geburt in regelmäßigen Abständen untersucht, wobei bei der Untersuchung mit einem Monat auch eine Erhebung zum Stillen durchgeführt wurde. Basierend auf dieser Erhebung ergab sich eine Einteilung in zwei Gruppen: kurz gestillt (< 1 Monat) und länger gestillt (> 1 Monat).

Frühzeitiges Abstillen ist Risikofaktor für Alkoholismus
Bei einer Untersuchung im Jahr 1999 wurde festgestellt, dass bei 98 Männern und 40 Frauen der ursprünglichen ProbandInnen eine stationäre Aufnahme wegen Erkrankungen erforderlich wurde, die auf Alkoholprobleme zurückzuführen waren. Eine statistische Auswertung der Daten ergab selbst nach der Bereinigung in Bezug auf Geschlecht, psychischen Erkrankungen oder Alkoholkrankheit der Mutter sowie familiären Sozialstatus, dass sowohl bei Männern wie auch bei Frauen das frühzeitige Abstillen (vor dem zweiten Monat) das Risiko für Alkoholismus um 50 Prozent erhöht.

Inwieweit sich dieser schützende Effekt des Stillens in Hinblick auf Alkoholsucht auf die vermehrte körperliche wie auch psychische Zuwendung der Mutter beim Stillen oder jedoch auf die Zusammensetzung der Muttermilch, die sich positiv auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt, zurückführen lässt, bleibt spekulativ. Für die Praxis sind Spekulationen über das Warum jedoch weniger interessant als der Fakt, dass es diesen schützenden Effekt gibt.

Denise Both

1. Haug-Schnabel, G (1993) Stillen – Nahrungsgabe und biologischer Signalaustausch. S. 74-80. In: v. Voss, H et al. (Hrsg.) Stillen
und Muttermilchernährung. Schriftenreihe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 1993.
2. Haug-Schnabel, G (2001) Frühe Suchtprophylaxe – das Angebot des Originals, bevor die Suche nach Ersatz beginnt. S. 101-114 in: Springer, S. (Hrsg.) 3. Deutscher Stillund Laktationskongress. Bonn Bad Godesberg, 18.
bis 20. Mai 2001. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig.
3. Sørensen, H, Mortensen, E, Reinisch, J, Mednick, S,: Early Weaning and Hospitalization With Alcohol-Related Diagnoses in Adult Life, Am J Psychiatry 2006; 163:704–709